Beschimpft, angeschrien und amtsenthoben?

Veröffentlicht am 31.10.2011 in Pressemitteilungen

AfA Rhein-Neckar: Beschimpft, angeschrieen, amtsenthoben?

Am 27. Oktober war Elvinora Stock, Vorsitzende der Mitarbeitervertretung (MAV) am Diakoniekrankenhaus Mannheim, begleitet von Gewerkschaftssekretärin Mia Lindemann (ver.di), in der Arbeitsgemeinschaft für Arbeitnehmerfragen der SPD Rhein-Neckar zu Gast und berichtete über ihre versuchte Amtsenthebung durch ihren Arbeitgeber.

Behinderung von Betriebsräten, Personalräten und Mitarbeitervertretungen sind immer wieder Thema in der Region. Diesmal kamen die Angriffe aus dem Bereich der evangelischen Kirche. Gerade dort, wo eine Übereinstimmung mit kirchlichen Glaubens- und Moralvorstellungen per Arbeitsvertrag erwartet wird.
Mitarbeitervertretungen in kirchlichen Einrichtungen unterliegen einem eigenen Kirchengesetz und kirchlicher Gerichtsbarkeit. Für Arbeitnehmer von Diakonie, Caritas und Kirche werden auch fast nie Tarifverträge abgeschlossen, es gelten „Arbeitsvertragsrichtlinien“. Gehälter werden von einem Gremium aus Arbeitnehmern und Arbeitgebern ausgehandelt, Arbeitskampf gilt als Tabu. Dieser „Dritte Weg“ wird von den Kirchen mit der Besonderheit der kirchlichen Arbeit gerechtfertigt, die sich auf die Aufträge der Verkündung und der Nächstenliebe gründen. Die Arbeitgeberseite hält sich häufig aber selbst nicht an ihre Glaubens- und Moralvorstellungen und benimmt sich wie rein profitorientierte Arbeitgeber.
Auch das Mannheimer Diakoniekrankenhaus legt heute seinen Focus mehr auf den betriebswirtschaftlichen Erfolg, als auf Respekt und Menschenwürde im Umgang mit Mitarbeitervertretung und ArbeitnehmerInnen. Rechte der Mitarbeitervertretung werden immer mehr missachtet, Ergebnisse aus Schlichtungsstellen ignoriert.
Die so immer angespannter werdende Situation zwischen Arbeitgeber und Mitarbeitervertretung eskalierte, als das Krankenhaus eine weitere Station eröffnete und die MAV dem Wunsch der Mitarbeiter nachging, über Überlastungsanzeigen informiert zu werden. Nachdem sich Elvinora Stock im Auftrag der MAV ein Bild von den Arbeitsbedingungen der Station gemacht und die Überlastung ordnungsgemäß dem Arbeitgeber angezeigt hatte, lud dieser sie kurzer Hand zum Gespräch. Er behauptete, sie hätte die Station unrechtmäßig betreten. Er schrie sie an und forderte sie unter lauten Beschimpfungen auf, das Amt der Vorsitzenden niederzulegen und aus dem Betrieb auszuscheiden.
Als nach mehreren Gesprächen das gewünschte Ziel bei Elvinora Stock nicht erreicht wurde, startete der Arbeitgeber einen Antrag auf Amtsenthebung beim Kirchengericht Karlsruhe. Die Kammer des Kirchengerichts wies die beantragte Amtsenthebung jedoch als haltlos zurück , und Elvinora Stock ist weiter Vorsitzende der Mitarbeitervertretung im Betrieb. ver.di ist überzeugt, dass es bei der Auseinandersetzung um mehr geht, als die strittige Überlastungsanzeige, dass man vielmehr eine unbequeme Mitarbeitervertreterin loswerden wollte.
Dank der Unterstützung von ver.di und der großen Solidarität ,in und außerhalb des Hauses, hat sie allen Angriffen und Ausstiegsangeboten standgehalten, was die AfA-Mitglieder sehr beeindruckte. AfA-Kreisvorsitzende Cordula Becker sagte: „Wir haben großen Respekt vor diesem Durchhaltevermögen und dem Engagement für die KollegInnen vor Ort. ArbeitnehmerInnen brauchen solchen Einsatz in der heutigen Arbeitskultur dringend, sonst landen wir wieder bei den Arbeitsbedingungen aus dem vorletzten Jahrhundert.“

Solidarität und Courage sind wichtig, Elvinora Stock wurde beschimpft, angeschrieen, aber die Angriffe hatten keinen Erfolg!

Cordula Becker
AfA Kreisvorsitzende
Rhein-Neckar

 

Homepage AfA Rhein-Neckar

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